bbz 12 / 2018: Sei wie du bist
Es gab eine Zeit, in der Lehrer, die sich an der Schule geoutet haben, entlassen wurden. Detlef Mücke hätte dieses Schicksal auch treffen können. Aber anstatt unauffällig zu sein, hat er sich gestellt und gewonnen
Martin Helbig interviewt Detlef Mücke
Wusstest du schon, dass du schwul bist, als du anfingst zu unterrichten? Und wenn ja, wie war es für dich zu wissen, dass du deswegen gekündigt werden kannst?
Mücke: Ich bin nach Berlin gekommen, weil ich wusste, dass ich schwul bin. Ich wollte den Schutz der Großstadt. Ich hatte Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, denn während meines Referendariats galt noch das Berufsverbot für schwule Lehrer. Ich habe 1973 erlebt, wie ein Kollege aufgrund seiner Homosexualität entlassen werden sollte. Dagegen organisierte ich mit der studentischen Pädagogengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin ein Berufsverbote-Komitee sowie Demonstrationen von Eltern und Schüler*innen für den Kollegen. Durch unser Engagement ermutigten wir den Kollegen, den Rechtsschutz der GEW BERLIN zu beantragen. Dies tat er und gewann. Er wurde nicht entlassen. In einem Gespräch mit der Senatsverwaltung 1979 erwirkten wir als neu gegründete AG Homosexuelle Lehrer, dass das Bekanntwerden der Homosexualität eines Lehrers kein Anlass für dienstrechtliches Vorgehen mehr ist. Damit waren Berufsverbote für schwule Lehrer quasi abgeschafft.
Du hast schon in den 1970ern unterrichtet. Konntest du in deinem Unterricht über das Thema Sexualerziehung reden?
Mücke: Ja! Ich habe nach meinem Coming-out an der Schule Schülerinnen und Schüler stets ermutigt, Fragen, die sie haben, auch zu stellen. Dabei wollten sie mich nie ausfragen, sondern mehr über sich selbst und ihre eigene Situation erfahren. Es war mir stets wichtig, dass in der Klasse ein Klima herrschte, in dem auch solche persönlichen und sensiblen Themen besprochen werden konnten, ohne, dass sich Schülerinnen und Schüler gegenseitig diskriminierten. …
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Martin Helbig interviewt Detlef Mücke
Wusstest du schon, dass du schwul bist, als du anfingst zu unterrichten? Und wenn ja, wie war es für dich zu wissen, dass du deswegen gekündigt werden kannst?
Mücke: Ich bin nach Berlin gekommen, weil ich wusste, dass ich schwul bin. Ich wollte den Schutz der Großstadt. Ich hatte Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, denn während meines Referendariats galt noch das Berufsverbot für schwule Lehrer. Ich habe 1973 erlebt, wie ein Kollege aufgrund seiner Homosexualität entlassen werden sollte. Dagegen organisierte ich mit der studentischen Pädagogengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin ein Berufsverbote-Komitee sowie Demonstrationen von Eltern und Schüler*innen für den Kollegen. Durch unser Engagement ermutigten wir den Kollegen, den Rechtsschutz der GEW BERLIN zu beantragen. Dies tat er und gewann. Er wurde nicht entlassen. In einem Gespräch mit der Senatsverwaltung 1979 erwirkten wir als neu gegründete AG Homosexuelle Lehrer, dass das Bekanntwerden der Homosexualität eines Lehrers kein Anlass für dienstrechtliches Vorgehen mehr ist. Damit waren Berufsverbote für schwule Lehrer quasi abgeschafft.
Du hast schon in den 1970ern unterrichtet. Konntest du in deinem Unterricht über das Thema Sexualerziehung reden?
Mücke: Ja! Ich habe nach meinem Coming-out an der Schule Schülerinnen und Schüler stets ermutigt, Fragen, die sie haben, auch zu stellen. Dabei wollten sie mich nie ausfragen, sondern mehr über sich selbst und ihre eigene Situation erfahren. Es war mir stets wichtig, dass in der Klasse ein Klima herrschte, in dem auch solche persönlichen und sensiblen Themen besprochen werden konnten, ohne, dass sich Schülerinnen und Schüler gegenseitig diskriminierten. …
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