Markus Ganserer lebt zwischen den Geschlechtern und will sich für keines entscheiden. Außerdem sitzt Ganserer für die Grünen im bayerischen Landtag.
MÜNCHEN taz | „Siehst gut aus!“, schreibt die Landtagsabgeordnete der Grünen, Kerstin Celina, schlicht als Antwort auf den Tweet ihres Fraktionskollegen Martin Ganserer. In diesem ist das Bild einer Frau mit langen blonden Haaren zu sehen, dezentes Make-up, Perlenkette. Die Frau ist Ganserer, das Foto illustriert einen Artikel der Süddeutschen Zeitung, in dem der Parlamentarier sich nun als transgender geoutet hat. In den USA wäre eine Transgender-Frau gerade beinahe Gouverneurin geworden, in Deutschland ist es das erste solche Coming-out.
Eigentlich bevorzugt Ganserer die Bezeichnung trans-ident, doch der besseren Verständlichkeit halber nennt auch er sich transgender. Oder einfach nur trans* – was sich praktischerweise auch noch auf Gans reimt. Wortspiele mit dem eigenen Namen gefallen Ganserer nämlich, sein Slogan lautet „Gans Grün“, die Gans hat er sich auch zum persönlichen Maskottchen erkoren, er verwendet ein eigenes Logo, auf dem der Vogel an der Sonnenblume der Grünen vorbeifliegt. …
Die dänische Autorin Kristina Aamand beschreibt in ihrem Jugendroman „Wenn Worte meine Waffen wären“ das Leben der 17-jährigen Muslima Scheherazade, die ihren Weg zwischen Tradition und Moderne finden muss. Dabei hütet die junge Frau ein Geheimnis.
Die 17-jährige Scheherazade lebt mit ihren Eltern in Dänemark, seit sie ein kleines Mädchen ist. Obwohl sie kaum Erinnerungen an die alte arabische Heimat hat, wird sie diesen Schatten der Vergangenheit nicht los. Ihr Vater, der als Dichter verfolgt, gefangen und gefoltert wurde, leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Und ihre Mutter lebt in Dänemark die muslimischen Traditionen immer rigoroser aus.
Die Familie lebt in einem Beton-„Ghetto“ und die Eltern haben große Erwartungen an ihre intelligente Tochter. Sie soll Ärztin werden, muss aber Kopftuch tragen und sich den traditionellen religiösen Regeln anpassen. Scheherazade wiederum hat andere Vorstellungen von ihrer Zukunft. Sie möchte Schriftstellerin werden wie ihr Vater, die Zwänge der muslimischen Tradition ablegen und frei ihre Liebe leben. Die 17-Jährige ist verliebt, in die blonde 18-jährige Dänin Thea.
Das von Martin Cüppers und Norman Domeier herausgegebene Buch in der Reihe „Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs“ nimmt in 14 Aufsätze die Lebens- und Verfolgungsgeschichten von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen (LSBTTIQ) in den Blick.
Ein katholisches Gymnasium in NRW zog einen Arbeitsvertrag zurück, weil der Lehrer seinen Lebensgefährten heiraten will. Die Einstellung des Lehrers stimme "nicht mit den Vorstellungen der katholischen Kirche von Ehe und Familie überein".
Ein Schulfest, in dieser Situation? Und dann auch noch unter dem Wochen vorher festgelegten Motto "Sag Ja zu Mariengarden"? Er habe, sagt Michael Brands, Schulleiter am katholischen Privatgymnasium Mariengarden in Borken, am vergangenen Samstag zunächst "ziemlich viele Bauchschmerzen" gehabt.
Der Grund: Ein paar Tage vorher war bekannt geworden, dass das Gymnasium den unterschriftsreifen Anstellungsvertrag für einen Englisch- und Biologie-Lehrer zurückgezogen hatte. Der Mann, der gerade sein Referendariat in Mariengarden beendet hat, ist homosexuell und hatte angekündigt, seinen Lebensgefährten heiraten zu wollen.
"Wir haben daraufhin schweren Herzens vom Vertragsangebot Abstand genommen", sagt Pater Christoph Heinemann auf Anfrage des SPIEGEL. Heinemann ist Sprecher des Oblatenordens in Mainz, der das Gymnasium in Borken betreibt: "Die persönliche Lebenseinstellung des Lehrers stimmt nicht mit den Vorstellungen der katholischen Kirche von Ehe und Familie überein."
"Wir wollten ihn gerne halten"
Der Mann sei "zweifellos ein guter Lehrer" und auch nicht wegen seiner Homosexualität abgelehnt worden, sondern "nur wegen seiner Hochzeitspläne". Er könne verstehen, sagt Heinemann, dass es an der Schule jetzt ein Gefühl der Enttäuschung gebe. …
Die Vielfalt an sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten ist an Schulen oft ein Tabuthema. Gleichzeitig ist Schule ein wichtiger Lebensraum auch für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intersexuelle und queere (lsbttiq) Jugendliche. Wir beschäftigen uns am Internationalen Tag der Toleranz mit Erfahrungen, die lsbttiq Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Raum Stuttgart in Schulen gemacht haben. Dabei legen wir einen Fokus auf Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Wir überlegen, wie lsbttiq Schüler*innen und Beschäftigte gestärkt werden können.
Als Beschäftigte haben wir Schulsozialarbeiter/innen und (sozial)pädagogische Fachkräfte ebenso im Blick, wie Lehrkräfte.
Die Fortbildung ist ein Kooperationsprojekt des AK Lesbenpolitik der GEW mit der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg (TGBW).
Stuttgarter Zeitung:
Großdemo auf dem Karlsplatz Stuttgart bekennt Farbe gegen Rassismus
Von Christine Bilger und Sascha Maier 14. September 2018 - 21:29 Uhr
Esslinger Zeitung:
Stuttgart: Große Demo gegen rechts am Freitag
Demo "gegen Rassismus, Sexismus und Homo- und Trans- Feindlichkeit, für Liebe Respekt, Bildung und Gleichberechtigung"
13.09.2018
SWR Aktuell Baden-Württemberg: SWR Aktuell
vom 14.09.2018; 18.00 Uhr
Mit provozierenden Thesen zur Homosexualität hat sich das Aktionsbündnis „Demo für alle“ viele Feinde geschaffen. Wir sprachen mit der Anführerin des Aktionsbündnisses, Hedwig von Beverfoerde, über ihre Sicht der Dinge und den bevorstehenden Auftritt des Bündnisses am Freitag in Stuttgart.
von Rainer Wehaus
Die Frage, wie Kinder in der Schule über Sex aufgeklärt werden sollen, erhitzt weiter die Gemüter. An diesem Freitag (14. September) will das Aktionsbündnis „Demo für alle“ von 15 Uhr an auf dem Stuttgarter Marktplatz vom Land erneut mehr Zurückhaltung in dieser Frage fordern – insbesondere bei homosexuellen Praktiken. „Wir wehren uns dagegen, diese Sexualpraktiken in der Schule als gleichwertig mit dem Akt zwischen Mann und Frau in der Ehe darzustellen“, sagte die Anführerin des Bündnisses, Hedwig von Beverfoerde, den „Stuttgarter Nachrichten“. Das entspreche nicht den Werten, nach denen die Kinder auch laut der Landesverfassung und dem Schulgesetz erzogen werden sollten, meinte sie. „Das ist Indoktrination und das ist verboten.“
Eltern müssen informiert werden
Von Beverfoerde bezieht sich dabei auf ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1977. Das höchste deutsche Gericht hatte nach langem Streit entschieden, dass der Staat an seinen Schulen die ihm anvertrauten Kinder auch ohne Zustimmung der Eltern sexuell aufklären dürfe. Allerdings müsse er dies, so der Tenor des Urteils, sehr zurückhaltend tun und insbesondere Indoktrination unterlassen. In erster Linie, so die Richter, sei die individuelle Sexualerziehung nämlich Sache der Eltern. Diese hätten daher auch Anspruch auf „rechtzeitige Information“ über den geplanten Inhalt der Sexualerziehung. In Baden-Württemberg wird dies den Schulen und Lehrern in einer Verwaltungsvorschrift vorgeschrieben. …
Dokufilmer Ralf Rättig rekonstruiert den bürgerlichen Topchecker der Vornazizeit: „Stefan George – Das geheime Deutschland“ auf 3Sat.
Seine Gedichte zirkulieren kaum mehr, man liest ihn nicht wie einen Botschafter von entzifferbaren Geheimnissen. Er ist selbst unter Germanisten und Lyrikkundigen keine Person, die geläufig wäre, wie etwa Rainer Maria Rilke, Anfang des 20. Jahrhunderts ein Star in der Sprachkunst.
Stefan George ist ein Unbekannter geworden, dabei war sein Name einmal wirklich prominent. Er ist jener, der für den vor wenigen Jahren verstorbenen Frank Schirrmacher ein Stichwortgeber war, einer, dessen Sound der FAZ-Herausgeber liebte, das Raunen und Wahrsagen, das Spekulieren über das, was kommen werde, gewiss ein Verhängnis.
Diesem in den verunsicherten bürgerlichen Klassen Deutschlands einst verehrten George, 1868 als Sohn eines Gastwirtsehepaares am Rhein zur Welt gekommen, in einem Örtchen, das heute zu Bingen gehört, hat Ralf Rättig, erfahrener Mann aus dem 3Sat-„Kulturzeit“-Kreis, eine Dokumentation gewidmet: Wer war Stefan George, und was genau? …
Schwule und Lesben können heute in Deutschland und vielen anderen Ländern offen leben. Doch der Weg zu mehr Respekt war lang. Und er ist noch nicht vorbei. Weltweit werden Homosexuelle noch immer diskriminiert. In einigen Staaten wird Schwul-Sein sogar mit dem Tod bestraft.