Der Tagesspiegel vom 19.03.2019: Zum 90. Geburtstag: Mit Charlotte von Mahlsdorf durch Berlins alte Mitte
Ein Zufallsfund im Antiquariat: Berlins bekannteste Transperson erkundet in den 90er Jahren die Stadt. Am Sonntag hätte Charlotte von Mahlsdorf einen runden Geburtstag gefeiert.
Ingo Salmen
Wer sich die ständigen Häutungen vor Augen führen will, denen Berlin unterworfen ist, muss nur die Mulackstraße 15 besuchen. Dort, auf der Ecke zur Gormannstraße, macht sich über zwei Parzellen ein typisches Mitte-Nachwendehaus breit, strahlend weiß und eingekleidet von grauem Metall. Im Erdgeschoss verkauft ein Einrichtungsgeschäft Handwerkskunst aus Afrika, ein Lunchladen serviert pochierte Eier in Joghurt und Paprikabutter.
Keine hundert Jahre ist es her, dass an dieser Stelle die Unterwelt genauso verkehrte wie Gründgens und die Dietrich. Das Scheunenviertel war ein Kiez der einfachen Leute, eine „Stiefelhure“ patrouillierte auf und ab, doch es zog auch Künstler an. Aus dem Haus Nr. 15 drangen Nikotinschwaden und der Klang des Grammophons, zu dem die Leute tanzten. Hier stand die Mulackritze, eine legendäre Milljöh-Kneipe.
Ein Zufallsfund im Antiquariat erinnert an diese Zeit. „Ab durch die Mitte“, ein Spaziergang durch Berlin nach dem Mauerfall mit Charlotte von Mahlsdorf, von der Autorin handsigniert, in Omaschrift. Charlotte, 1928 als Lothar Berfelde geboren, war damals die vielleicht bekannteste Transperson der Republik. Sie rettete einst unzählige Wohnungseinrichtungen vor der Müllhalde und das Gutshaus Mahlsdorf vor dem Abriss, baute dort ab 1960 das Gründerzeitmuseum auf. Rosa von Praunheim verfilmte ihr Leben, am Broadway in New York lief ab 2003 das vielfach ausgezeichnete Stück „I Am My Own Wife“ von Doug Wright. An diesem Sonntag, 18. März, wäre sie 90 Jahre alt geworden. …
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Ingo Salmen
Wer sich die ständigen Häutungen vor Augen führen will, denen Berlin unterworfen ist, muss nur die Mulackstraße 15 besuchen. Dort, auf der Ecke zur Gormannstraße, macht sich über zwei Parzellen ein typisches Mitte-Nachwendehaus breit, strahlend weiß und eingekleidet von grauem Metall. Im Erdgeschoss verkauft ein Einrichtungsgeschäft Handwerkskunst aus Afrika, ein Lunchladen serviert pochierte Eier in Joghurt und Paprikabutter.
Keine hundert Jahre ist es her, dass an dieser Stelle die Unterwelt genauso verkehrte wie Gründgens und die Dietrich. Das Scheunenviertel war ein Kiez der einfachen Leute, eine „Stiefelhure“ patrouillierte auf und ab, doch es zog auch Künstler an. Aus dem Haus Nr. 15 drangen Nikotinschwaden und der Klang des Grammophons, zu dem die Leute tanzten. Hier stand die Mulackritze, eine legendäre Milljöh-Kneipe.
Ein Zufallsfund im Antiquariat erinnert an diese Zeit. „Ab durch die Mitte“, ein Spaziergang durch Berlin nach dem Mauerfall mit Charlotte von Mahlsdorf, von der Autorin handsigniert, in Omaschrift. Charlotte, 1928 als Lothar Berfelde geboren, war damals die vielleicht bekannteste Transperson der Republik. Sie rettete einst unzählige Wohnungseinrichtungen vor der Müllhalde und das Gutshaus Mahlsdorf vor dem Abriss, baute dort ab 1960 das Gründerzeitmuseum auf. Rosa von Praunheim verfilmte ihr Leben, am Broadway in New York lief ab 2003 das vielfach ausgezeichnete Stück „I Am My Own Wife“ von Doug Wright. An diesem Sonntag, 18. März, wäre sie 90 Jahre alt geworden. …
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