Stuttgarter Zeitung vom 27.01.2019: Homosexualität in Stuttgart: Zur Akzeptanz ist es noch ein weiter Weg
Von Caroline Holowiecki 27. Januar 2019 - 18:45 Uhr
Jethro Escobar Ventura ist Sprecher der schwulen Jugendgruppe Königskinder, die einmal wöchentlich in der Weißenburg tagt. Der Stuttgarter weiß: Homophobie, ob latent oder offen ausgesprochen, macht vielen das Leben schwer.
Stuttgart - „Schämt ihr euch nicht?“ Monate ist es her, dass Jethro Escobar Ventura aus einer Gruppe Jugendlicher heraus dieser Satz entgegengeschleudert wird, aber er klingt bis heute nach. Eigentlich ist es ein toller Tag mit Freunden, die auf dem Rasen auf dem Schlossplatz sitzen und den Sommer genießen. Vor einem nahen Café schlägt die Stimmung um, das Schubsen beginnt. Jethro Escobar Ventura hat die Hand eines Freundes gehalten. Das hat ihn zur Zielscheibe verbaler und körperlicher Attacken gemacht – mitten in Stuttgart.
Jethro Escobar Ventura ist zierlich. Er lacht viel, hält sich dabei eine Hand vor den Mund und zieht die Nase kraus. Manchen ist das zu unmännlich. Zu schwul. „Man kriegt Blicke, vor allem abends. Da kann es sein, dass einer was ruft“, sagt er. Dass seine sexuelle Orientierung, seine androgyne Figur und seine extrovertierte Kleidung andere interessieren, bisweilen reizen, hat er schon früh erfahren. „Du riskierst ein blaues Auge“, stellt er fest. Seit der Pubertät ist ihm klar, dass er auf Männer steht. Als Kind spielt der Bad Cannstatter mit Barbies und probiert gern Kleider an. Statt auf den Bolzplatz zieht es ihn mit neun zum Tanzverein Casino Club Cannstatt. Bis heute trainiert er Standard und Latein auf Turnierniveau. Als er sich mit 17 vor der Mutter outet, ist die konsterniert. Heute weiß er, dass sie Zeit gebraucht und sich insgeheim mit seiner Mitbewohnerin ausgetauscht hat. Das erste gemeinsame Essen mit dem Ex-Freund löst Blockaden. Der Vater, ein gläubiger Mann aus El Salvador, macht erst vor Monaten einen versöhnlichen Vorstoß. „Du bist etwas Besonderes. Pass auf dich auf“, sagt er zu seinem 21-jährigen Sohn. …
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Jethro Escobar Ventura ist Sprecher der schwulen Jugendgruppe Königskinder, die einmal wöchentlich in der Weißenburg tagt. Der Stuttgarter weiß: Homophobie, ob latent oder offen ausgesprochen, macht vielen das Leben schwer.
Stuttgart - „Schämt ihr euch nicht?“ Monate ist es her, dass Jethro Escobar Ventura aus einer Gruppe Jugendlicher heraus dieser Satz entgegengeschleudert wird, aber er klingt bis heute nach. Eigentlich ist es ein toller Tag mit Freunden, die auf dem Rasen auf dem Schlossplatz sitzen und den Sommer genießen. Vor einem nahen Café schlägt die Stimmung um, das Schubsen beginnt. Jethro Escobar Ventura hat die Hand eines Freundes gehalten. Das hat ihn zur Zielscheibe verbaler und körperlicher Attacken gemacht – mitten in Stuttgart.
Jethro Escobar Ventura ist zierlich. Er lacht viel, hält sich dabei eine Hand vor den Mund und zieht die Nase kraus. Manchen ist das zu unmännlich. Zu schwul. „Man kriegt Blicke, vor allem abends. Da kann es sein, dass einer was ruft“, sagt er. Dass seine sexuelle Orientierung, seine androgyne Figur und seine extrovertierte Kleidung andere interessieren, bisweilen reizen, hat er schon früh erfahren. „Du riskierst ein blaues Auge“, stellt er fest. Seit der Pubertät ist ihm klar, dass er auf Männer steht. Als Kind spielt der Bad Cannstatter mit Barbies und probiert gern Kleider an. Statt auf den Bolzplatz zieht es ihn mit neun zum Tanzverein Casino Club Cannstatt. Bis heute trainiert er Standard und Latein auf Turnierniveau. Als er sich mit 17 vor der Mutter outet, ist die konsterniert. Heute weiß er, dass sie Zeit gebraucht und sich insgeheim mit seiner Mitbewohnerin ausgetauscht hat. Das erste gemeinsame Essen mit dem Ex-Freund löst Blockaden. Der Vater, ein gläubiger Mann aus El Salvador, macht erst vor Monaten einen versöhnlichen Vorstoß. „Du bist etwas Besonderes. Pass auf dich auf“, sagt er zu seinem 21-jährigen Sohn. …
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