Von Martin Klesmann Alexander Lotz ist Lehrer für Biologie und Chemie an einer Kreuzberger Gemeinschaftsschule. Dass er schwul ist, will der 36-Jährige auch gegenüber seinen Schülern keinesfalls verschweigen. Seit Jahren engagiert er sich in der AG Schwule Lehrer der Gewerkschaft GEW. Am 7. März feiert diese Gruppierung ihr 40-jähriges Bestehen. Eine Menge hat sich inzwischen verändert.
Herr Lotz, empfehlen Sie homosexuellen Lehrern, sich gegenüber Schülern und Kollegen zu outen?
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Jede Lehrkraft muss das für sich entscheiden. Für mich persönlich ist es wichtig, dass die Schüler wissen, wer ihr Lehrer ist. Und das Schwulsein gehört nun mal zu meiner Identität.
Sie persönlichen reden also in der Schule über Ihre Homosexualität?
Ja, in vielerlei Situationen. Wenn ich konkret darauf angesprochen werde oder wenn Schüler untereinander das Wort „schwul“ als Schimpfwort benutzen. Oder wenn ich erzähle, was ich am Wochenende mit meinem Freund unternommen habe. Wer einmal geoutet ist, kann es eh nicht mehr rückgängig machen.
Schüler und Kollegen reden darüber…
Klar, das sorgt auch heutzutage noch für Gesprächsstoff. Bei den meisten schwulen Lehrern, die ich kenne, weiß zumindest das Kollegium Bescheid. Nur bei einem kleinen Teil wissen auch die Schüler und Eltern Bescheid. Andere reden gar nicht darüber. Viele meiner geouteten Kollegen berichten davon, dass das Outing letztlich eine große Erleichterung gewesen ist. Häufig verläuft es unproblematisch. Aber es ist eben noch immer nicht für alle einfach. …
Der Begriff HEIMAT ist seit Monaten in aller Munde und wieder zeigen sich auch die Schwierigkeiten, die mit diesem Wort verbunden sind – vor allem wenn es um die Arbeit gegen Rassismus geht. Der selbst ernannte „Heimatminister“ Horst Seehofer bezeichnete Migration als die „Mutter aller Probleme“ und nicht etwa rassistische Diskriminierungen, die Menschen tagtäglich erfahren.
HEIMAT ist für uns im Organisationsteam nicht nur irgendein Namenszusatz zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus oder ein Trend, sondern eine Verpflichtung. Seit 2016 wollen wir mit unserem Programm einen Beitrag dazu leisten, dass Stuttgart eine Heimat für alle hier lebenden Menschen ist, bleibt und wird – frei von Diskriminierung und Rassismus.
Vom 11. bis 24. März 2019 fanden in Stuttgart unter dem Titel HEIMAT zum vierten Mal in Folge die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Mit einem groß angelegten Programm mit über 80 Veranstaltungen wurde ein deutliches Zeichen gegen Rassismus oder andere Formen von Ausgrenzung und für ein buntes, demokratisches Miteinander in unserer Stadt gesetzt. …
Eine Frau mit Bärtchen, ein Papa im Kleid – Schwule, Lesben und Transgender stellen spielerisch Geschlechterklischees infrage, findet der Philosoph Luis Alegre. Sein "Lob der Homosexualität" feiert ihren mutigen Drang zur Freiheit.
Schwule, lesbische und queere Subkulturen bereichern die gesamte Gesellschaft, schreibt Luis Alegre in "Lob der Homosexualität" begeistert: mit ihrem mutigen Drang zu Freiheit, ungeachtet persönlicher Nachteile, mit ihrer Absage an stupide Reglements, wie Menschen sich aufeinander zu beziehen und dabei ihre Körper einzusetzen haben, mit ihrer demonstrativen Verspieltheit, Integrationskraft und Lebensfreude.
Genderforschung, Psychoanalyse und Philosophie
In seinem Buch verpackt der spanische Philosoph die theoretischen Überlegungen der Genderforschung, angereichert mit Psychoanalyse und Sigmund Freud, in einen frischen, bilderreichen Text. …
Der Landtag von Baden-Württemberg hat am Freitagvormittag an schwule und lesbische NS-Opfer erinnert. Landtagspräsidentin Aras (Grüne) betonte in ihrer Rede, dass die Verbrechen nicht vollständig aufgearbeitet sind.
"Es gibt blinde Flecken und damit Bedarf für weitere Forschung", sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) am Freitag bei ihrer Gedenkrede im baden-württembergischen Landtag.
Druck auf Homosexuelle in BW sehr stark
Schwule und Lesben hätten während der NS-Zeit ein wesentlich unfreieres Leben führen müssen als in der Weimarer Republik vor 1933. Besonders in Baden-Württemberg sei der Druck auf Homosexuelle in der Nachkriegszeit stark gewesen. Für die Verfolgung habe die Polizei V-Leute, sogenannte Vertrauensleute, eingesetzt.
Aras sagte, man müsse sich "mit den Mechanismen auseinandersetzen, die den Terror in der Nazi-Zeit und die Verfolgung in der Bundesrepublik befeuert haben". Diese Mechanismen seien Nährboden für Diskriminierung. "Nach wie vor gibt es Kräfte, die eine Wende um 180 Grad wollen", sagte sie mit Blick auf die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten.
"Wir erinnern uns an den Holocaust nicht, damit wir für unsere Erinnerungskultur bewundert werden", sagte Aras. Sondern man erinnere sich, um sich die Bedeutung von Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie vor Augen zu führen. Gerade Schulen müssten der Ort für die Auseinandersetzung sein. Wissen und Dialog seien die besten Mittel gegen Diskriminierung und Hass, so Aras. …
Die Eltern dachten, sie hätten Töchter. Bis das jüngste Kind sagte, es sei ein Junge.
Sie haben die Fotos abgehängt. Darauf die jüngste Tochter im Bikini am Mittelmeer. Eine "Wasserratte" war sie, konnte schneller schwimmen als die sportlichen Eltern. Das Kind ertrug die Bilder nicht mehr. Es geht nicht mehr schwimmen. Niemand soll seinen Körper sehen. Den Körper eines Mädchens.
Fast wäre das Kind zugrunde gegangen. In diesem schönen Pfarrhaus in der Fachwerkstadt Altensteig im Nordschwarzwald. Im Vorgarten Birnenspalier und Weinstöcke. Hinter Sprossenfenstern dann das Zentrum des Familienlebens: die Küche, gestrichen in Maigrün. Unterm Dach die Zimmer der drei Töchter. Dort lag das Kind auf seinem Bett und wurde geschüttelt von Panik.
Früher war die Jüngste ein glückliches Kind, sagen die Eltern. Mit Begeisterung im Kinderchor gesungen und Fußball gespielt, viele Freunde, überall beliebt. Hellwach, wenn die Eltern bei Tisch mit den älteren Töchtern diskutierten über Gerechtigkeit, Klimawandel, Armut. …
Harrison Massie wollte immer eine flache Brust und einen Bart. 2011 entschied sie sich, ein Mann zu werden. Eine befreundete Fotografin hat die Transformation begleitet.
Seit Oktober des letzten Jahres können gleichgeschlechtliche Paare genau wie heterosexuelle eine Ehe schließen. Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) von 2006 darf niemand auf Grund der sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz diskriminiert werden. In den Richtlinien zur Sexualerziehung in der Berliner Schule von 2001 ist davon die Rede, dass offen lesbische und schwule Lehrkräfte Vorbildcharakter haben. Und auch im neuen Rahmenlehrplan für die Berliner Schule steht, dass Akzeptanz sexueller Vielfalt ein wichtiges Ziel im Kompetenzerwerb im Rahmen der fächerübergreifenden Themen darstellt. Die Situation und die Arbeitsbedingungen von schwulen Lehrkräften in den vergangenen 40 Jahren haben sich erheblich verbessert. Warum gibt es dann immer noch eine AG Schwule Lehrer in der GEW BERLIN?
Die AG Schwule Lehrer hat seit jeher im Kern drei Funktionen: Es geht um Gewerkschaftsarbeit, um bildungspolitisches Engagement und darum, sich gegenseitig auf einer sehr persönlichen Ebene auszutauschen und zu stützen.
Diskriminierung ist noch immer aktuell
Ein wesentlicher Teil der Arbeit einer Gewerkschaft ist es, sich für gute Arbeitsbedingungen einzusetzen. Dazu gehört es eben auch, dass Arbeitsplätze so gestaltet sind, dass dort niemand wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt wird. Durch das AGG ist dies gesetzlich verboten. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Kolleg*innen wegen ihrer vermuteten oder offen gelebten sexuellen Orientierung Benachteiligungen erfahren. Sie werden unter Druck gesetzt oder ihnen wird vorgeschrieben, wie sie damit in Schule und Unterricht umzugehen haben. Da ist beispielsweise die Schulleiterin, die den Kollegen, den sie einstellen möchte, unter Tränen auffordert, es »soft anzugehen«, weil sie von homophoben Einstellungen unter den Schüler*innen ausgeht. Da ist eine weitere Schulleiterin, die dem neuen Kollegen an einer Brennpunktschule davon abrät, sich zu outen, weil sie ebenfalls davon ausgeht, dass negative Reaktio-nen durch die Schüler*innen zu befürchten sind. Da ist der Vater, der über den offen schwulen Kollegen gegenüber der Schulleitung äußert, wie diese »so jemanden« einstellen könne. Und da ist der Schulrat, der den schwulen Kollegen in der Probezeit auffordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben, in der er sich verpflichtet, sich nie wieder in einem sozialen Dating-Netzwerk anzumelden. …
Sich gegen die Diskriminierung von weiblicher und männlicher Homosexualität einzusetzen – so lautete das Ziel der AG Schwule Lehrer bei ihrer Gründung. Was hat sich in 40 Jahren getan?
von Ulf Höpfner und Detlef Mücke
Die »AG homosexuelle Lehrer« war bei ihrer Gründung vor 40 Jahren die er-ste ihrer Art in ganz Deutschland. Im Oktober 1980 erreichte sie einen bundesweit wegweisenden Beschluss des Gewerkschaftstages der GEW. Wir haben uns unsere Forderungen von damals noch einmal genauer angeschaut.
Der Beschluss war in drei Teile gegliedert: Der Teil A sollte das Selbstverständnis der GEW bezüglich der damals noch sehr stark umstrittenen Akzeptanz von Homosexualität und natürlich erst recht von homosexuellen Lehrkräften klären. Viele Menschen damals, auch Kolleg*innen, gingen wie selbstverständlich davon aus, dass einvernehmliche Homosexualität von Erwachsenen krankhaft sei. Die Weltgesundheitsorganisation strich »Homosexualität« erst 1992 als Krankheit. Strafrechtliche Relevanz hatte sie in eingeschränkter Form immer noch bis 1994. Der Kontakt von Homosexuellen mit Kindern und Jugendlichen, erst recht in der Schule, war hochgradig vorurteilsbelastet. In diesem Klima sollte für die GEW ab sofort gelten: »Die GEW sieht es als ihre Aufgabe an, sich für den Abbau der bestehenden Diskriminierung von weiblicher und männlicher Homosexualität und von lesbischen Frauen und homosexuellen Männern im Erziehungsbereich einzusetzen.« Von dieser grundsätzlichen Feststellung hingen alle weiteren Detailforderungen ab. …
Es gab eine Zeit, in der Lehrer, die sich an der Schule geoutet haben, entlassen wurden. Detlef Mücke hätte dieses Schicksal auch treffen können. Aber anstatt unauffällig zu sein, hat er sich gestellt und gewonnen
Martin Helbig interviewt Detlef Mücke
Wusstest du schon, dass du schwul bist, als du anfingst zu unterrichten? Und wenn ja, wie war es für dich zu wissen, dass du deswegen gekündigt werden kannst?
Mücke: Ich bin nach Berlin gekommen, weil ich wusste, dass ich schwul bin. Ich wollte den Schutz der Großstadt. Ich hatte Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, denn während meines Referendariats galt noch das Berufsverbot für schwule Lehrer. Ich habe 1973 erlebt, wie ein Kollege aufgrund seiner Homosexualität entlassen werden sollte. Dagegen organisierte ich mit der studentischen Pädagogengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin ein Berufsverbote-Komitee sowie Demonstrationen von Eltern und Schüler*innen für den Kollegen. Durch unser Engagement ermutigten wir den Kollegen, den Rechtsschutz der GEW BERLIN zu beantragen. Dies tat er und gewann. Er wurde nicht entlassen. In einem Gespräch mit der Senatsverwaltung 1979 erwirkten wir als neu gegründete AG Homosexuelle Lehrer, dass das Bekanntwerden der Homosexualität eines Lehrers kein Anlass für dienstrechtliches Vorgehen mehr ist. Damit waren Berufsverbote für schwule Lehrer quasi abgeschafft.
Du hast schon in den 1970ern unterrichtet. Konntest du in deinem Unterricht über das Thema Sexualerziehung reden?
Mücke: Ja! Ich habe nach meinem Coming-out an der Schule Schülerinnen und Schüler stets ermutigt, Fragen, die sie haben, auch zu stellen. Dabei wollten sie mich nie ausfragen, sondern mehr über sich selbst und ihre eigene Situation erfahren. Es war mir stets wichtig, dass in der Klasse ein Klima herrschte, in dem auch solche persönlichen und sensiblen Themen besprochen werden konnten, ohne, dass sich Schülerinnen und Schüler gegenseitig diskriminierten. …
Liebe Freund*innen und Kolleg*innen,
anbei ein Link zu einer Untersuchung, die ich mit Hilfe einer wiss. Hilfskraft an der Frankfurt UAS durchführe. Es geht um das Wohlbefinden und die Gesundheit von LSBTIQ*, worüber wir in Deutschland noch viel zu wenig Informationen haben.
Außerdem ist es meine erste größere Untersuchung, die ich im Rahmen meiner Professur an der FRA UAS durchführe und da wäre es schön, wenn diese auch erfolgreich wäre. Gleichzeitig könnte daraus für Niels Graf als Nachwuchswissenschaftler ein Sprungbrett für seine weitere Karriere werden, denn er kümmert sich hauptsächlich um das Projekt.
Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mitmachen würdet und dieser Link über E-Mail und Social Media breit gestreut werden könnte, damit die Untersuchung auf einer möglichst breiten Datenbasis ausgewertet werden kann.
Herzlichen Dank für die Unterstützung
und beste Grüße
Stefan Timmermanns