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www.queer.de vom 28. 03.2019: "Gesellschaftspolitische Debatte" – Bundesregierung verteidigt queere Broschüre

Für die AfD verstößt das Heft "Sexualitäten, Geschlechter und Identitäten" der Bundeszentrale für politische Bildung gegen das Indoktrinationsverbot – doch mit ihrer Sorge um die "abwertende Darstellung" von Heteros ist sie allein.

Die Bundesregierung hat die im vergangenen September erschienene LGBTI-Broschüre "Sexualitäten, Geschlechter und Identitäten" der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gegen Kritik der AfD-Fraktion verteidigt. Die Bundeszentrale stelle sich mit ihrem Angebot auf die gesellschaftlichen Veränderungen ein, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage (PDF) der Rechtsaußenpartei.

"Die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten, sexueller Orientierungen und deren gesellschaftliche Akzeptanz gehören zu den aktuell sichtbarsten gesellschaftspolitischen Debatten in Deutschland und international", erklärte das Bundesinnenministerium auf die Beschwerde u.a. der AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch. In der mit 77.245,84 Euro aus dem Bundeshaushalt finanzierten Publikation gehe es "um die vielfältigen gesellschaftlichen Dimensionen rechtlicher und sozialer Anerkennung von Sexualitäten, Geschlechtern und Identitäten".

AfD vermisst "rechtsstaatliche Distanz" zu LGBTI
Die AfD hatte in ihrer Kleinen Anfrage beklagt, dass die Materialiensammlung für die schulische und außerschulische Bildung gegen das Indoktrinierungsverbot verstoße und "nicht den Anforderungen der Sachlichkeit, Ausgewogenheit und rechtsstaatlichen Distanz" genüge, die das Bundesverfassungsgericht von der Bundeszentrale für politische Bildung verlange. So würden heterosexuelle Ehen und Kernfamilien "abwertend dargestellt", etwa durch die Bezeichnungen "Kleinfamilie" oder "traditionelle Institution". …

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Broschüre mit adäqutem Inhalt der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg

www.gew.de vom 24.01.2019: GEW-Schulbuchanalyse: Mehr geschlechtliche Vielfalt in Lehrmaterialien!

Die GEW-Arbeitsgruppe LSBTI* hat Qualitätskriterien für Gleichstellung und Antidiskriminierung in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien entwickelt. Nun geht es in den Dialog mit Verlagen sowie Autorinnen und Autoren.

24.01.2019 - Von Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied Frauenpolitik

Das Schulbuch „Politik entdecken 7/8“ für den Gemeinschaftskundeunterricht in Baden‐Württemberg (Cornelsen Verlag) zeigt Familien verschiedener geschlechtlicher Konstellationen. Einzelne Personen sind nicht immer eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen. Auch in der niedersächsischen Ausgabe von „Biologie heute 9/10“ (Schroedel‐Verlags) werden LSBTI*-Personen sowie gleichgeschlechtliche Paare selbstverständlich und nicht als von der Norm abweichendes Zusatzthema behandelt.

Es gibt sie also: Best‐Practice‐Beispiele für Schulbücher und Unterrichtsmaterialien, die Vielfalt, Antidiskriminierung und Gleichstellung abbilden und damit fördern. Sie sind allerdings noch längst nicht der Normalfall.

Die Einflussmöglichkeiten von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien sind von enormer Bedeutung, da sie den Großteil des zu vermittelnden Fachwissens transportieren. Allerdings stellen Lehrkräfte im Schulalltag immer wieder fest, dass sich statt der Abbildung gesellschaftlicher Vielfalt durch verschiedene Identitäten und Lebensformen oft stereotype, diskriminierende Darstellungen in Lehrmaterialien finden. …

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Der Tagesspiegel vom 19.03.2019: Zum 90. Geburtstag: Mit Charlotte von Mahlsdorf durch Berlins alte Mitte

Ein Zufallsfund im Antiquariat: Berlins bekannteste Transperson erkundet in den 90er Jahren die Stadt. Am Sonntag hätte Charlotte von Mahlsdorf einen runden Geburtstag gefeiert.
Ingo Salmen

Wer sich die ständigen Häutungen vor Augen führen will, denen Berlin unterworfen ist, muss nur die Mulackstraße 15 besuchen. Dort, auf der Ecke zur Gormannstraße, macht sich über zwei Parzellen ein typisches Mitte-Nachwendehaus breit, strahlend weiß und eingekleidet von grauem Metall. Im Erdgeschoss verkauft ein Einrichtungsgeschäft Handwerkskunst aus Afrika, ein Lunchladen serviert pochierte Eier in Joghurt und Paprikabutter.
Keine hundert Jahre ist es her, dass an dieser Stelle die Unterwelt genauso verkehrte wie Gründgens und die Dietrich. Das Scheunenviertel war ein Kiez der einfachen Leute, eine „Stiefelhure“ patrouillierte auf und ab, doch es zog auch Künstler an. Aus dem Haus Nr. 15 drangen Nikotinschwaden und der Klang des Grammophons, zu dem die Leute tanzten. Hier stand die Mulackritze, eine legendäre Milljöh-Kneipe.
Ein Zufallsfund im Antiquariat erinnert an diese Zeit. „Ab durch die Mitte“, ein Spaziergang durch Berlin nach dem Mauerfall mit Charlotte von Mahlsdorf, von der Autorin handsigniert, in Omaschrift. Charlotte, 1928 als Lothar Berfelde geboren, war damals die vielleicht bekannteste Transperson der Republik. Sie rettete einst unzählige Wohnungseinrichtungen vor der Müllhalde und das Gutshaus Mahlsdorf vor dem Abriss, baute dort ab 1960 das Gründerzeitmuseum auf. Rosa von Praunheim verfilmte ihr Leben, am Broadway in New York lief ab 2003 das vielfach ausgezeichnete Stück „I Am My Own Wife“ von Doug Wright. An diesem Sonntag, 18. März, wäre sie 90 Jahre alt geworden. …

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Der Tagesspiegel vom 07.03.2019: 40 Jahre AG Schwule Lehrer: "Noch immer haben Lehrer Angst sich zu outen"

Detlef Mücke gründete die AG Schwule Lehrer in der GEW. Ein Gespräch über Berufsverbote, sexuelle Vielfalt in der Schule - und was sich in 40 Jahren änderte.
Tilmann Warnecke

Herr Mücke, seit 40 Jahren gibt es in Berlin die AG Schwule Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie sind Gründer der Gruppe, das Jubiläum wird am Donnerstag gefeiert. Was hat sich seit der Gründung beim Thema Homosexualität in der Schule getan – und was nicht?
Vor 40 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass wir so weit kommen würden. Wir haben heute an vielen Berliner Schulen Diversity-Beauftragte, es gibt Handreichungen, wie man sexuelle Vielfalt für jede Altersgruppe angemessen im Unterricht behandeln kann. Allerdings muss man auch sagen: Es gibt trotz allem immer noch Kolleginnen und Kollegen, die Angst haben sich am Arbeitsplatz zu outen. Da bleibt weiterhin viel zu tun.

Warum haben Sie die Gruppe damals gegründet?
Früher war Homosexualität an Schulen ein absolutes Tabu, darüber sprach man einfach nicht. Als wir Anfang der 70er mit der Schwulenbewegung aktiv und sichtbar wurden, gab es Berufsverbote und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Dagegen wehrten wir uns. Als Lehrer haben wir auch darüber nachgedacht, wie man Homosexualität als mit der Heterosexualität gleichberechtigte Lebensform darstellen kann. Im Rahmenplan wurde Homosexualität als ’besondere Form der Sexualität’ in einer Reihe mit Sodomie, Pädophilie und sexueller Gewalt genannt. Es gab einen einzigen Film zu dem Thema. Das Lernziel: Schüler sollen lernen, dass Homosexuelle Triebverbrecher sind. All das wollten wir ändern. …

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BZ vom 29.11.2018: The Voice of Germany: Der Berliner Kommissar, der gegen Homophobie singt

Von Katrin Bischoff
In Berlin gibt es immer mehr homophobe und transphobe Straftaten. Niemand kann das besser beurteilen, als Sebastian Stipp. Allerdings sagt er, dass auch viel mehr solcher Straftaten angezeigt werden. Der 33-Jährige Kommissar und eine Kollegin sind seit einem Jahr LSBTI-Ansprechpartner beim Landeskriminalamt. Sie sind die Kontaktpersonen für Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Opfer einer Straftat geworden sind. Erst kürzlich wurden zwei 18-jährige Männer am Rosenthaler Platz in Mitte in einer Straßenbahn beleidigt und geschlagen. Nur weil sie sich küssten.

„Uns könnt ihr vertrauen.“
Stipp hat ein sehr hehres Anliegen mit seinem Schmusesong-Auftritt vor einem Millionenpublikum. „Ich weiß, dass ich mit meinen 33 Jahren nicht der typische Kandidat für Voice of Germany bin. Aber ich hatte mich beworben, um das Amt als Ansprechpartner für Schwule, Lesben und Transsexuelle bekanntzumachen. Um Menschen zu ermutigen, zu uns zu kommen und Anzeige zu erstatten“, erzählt der LKA-Beamte.
Der Auftritt sei eine Art Plakataktion im Fernsehen, ein Beitrag von Stipp und seiner Kollegin Anne Grießbach-Baerns gegen die Hasskriminalität, der aussagen solle: „Seht her, wir sind keine stocksteifen Paragrafenreiter, mit uns könnt ihr reden. Uns könnt ihr vertrauen.“

Kein Vertrauen zur Polizei
313 homophobe Straftaten wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit durch die Polizei registriert. Mehr als die Hälfte davon – nämlich 164 – in der Hauptstadt. Dabei gebe es bei diesen Straftaten trotz eines mittlerweile guten Netzwerkes bei Polizei und Staatsanwaltschaft eine hohe Dunkelziffer, erklärt Stipp. Das wisse er von Hilfevereinen, die von Opfern weitaus mehr Zulauf hätten als die Polizei.
„Viele Betroffene erstatten keine Anzeige mehr, weil sie kein Vertrauen haben zur Polizei, oder weil sie denken, eine Anzeige lohne sich nicht, gerade bei Beleidigungen. Und das wollen wir ändern. Jede Anzeige ist ein Beitrag gegen den Schwulenhass“, sagt der Kommissar. …

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BZ vom 05.03.2019: Interview mit Lehrer: „Das Schwulsein gehört nun mal zu meiner Identität“

Von Martin Klesmann
Alexander Lotz ist Lehrer für Biologie und Chemie an einer Kreuzberger Gemeinschaftsschule. Dass er schwul ist, will der 36-Jährige auch gegenüber seinen Schülern keinesfalls verschweigen. Seit Jahren engagiert er sich in der AG Schwule Lehrer der Gewerkschaft GEW. Am 7. März feiert diese Gruppierung ihr 40-jähriges Bestehen. Eine Menge hat sich inzwischen verändert.

Herr Lotz, empfehlen Sie homosexuellen Lehrern, sich gegenüber Schülern und Kollegen zu outen?
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Jede Lehrkraft muss das für sich entscheiden. Für mich persönlich ist es wichtig, dass die Schüler wissen, wer ihr Lehrer ist. Und das Schwulsein gehört nun mal zu meiner Identität.

Sie persönlichen reden also in der Schule über Ihre Homosexualität?
Ja, in vielerlei Situationen. Wenn ich konkret darauf angesprochen werde oder wenn Schüler untereinander das Wort „schwul“ als Schimpfwort benutzen. Oder wenn ich erzähle, was ich am Wochenende mit meinem Freund unternommen habe. Wer einmal geoutet ist, kann es eh nicht mehr rückgängig machen.

Schüler und Kollegen reden darüber…
Klar, das sorgt auch heutzutage noch für Gesprächsstoff. Bei den meisten schwulen Lehrern, die ich kenne, weiß zumindest das Kollegium Bescheid. Nur bei einem kleinen Teil wissen auch die Schüler und Eltern Bescheid. Andere reden gar nicht darüber. Viele meiner geouteten Kollegen berichten davon, dass das Outing letztlich eine große Erleichterung gewesen ist. Häufig verläuft es unproblematisch. Aber es ist eben noch immer nicht für alle einfach. …

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Heimat - Internationale Wochen gegen Rassisimus – Stuttgart

Herzlich Willkommen!

Der Begriff HEIMAT ist seit Monaten in aller Munde und wieder zeigen sich auch die Schwierigkeiten, die mit diesem Wort verbunden sind – vor allem wenn es um die Arbeit gegen Rassismus geht. Der selbst ernannte „Heimatminister“ Horst Seehofer bezeichnete Migration als die „Mutter aller Probleme“ und nicht etwa rassistische Diskriminierungen, die Menschen tagtäglich erfahren.

HEIMAT ist für uns im Organisationsteam nicht nur irgendein Namenszusatz zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus oder ein Trend, sondern eine Verpflichtung. Seit 2016 wollen wir mit unserem Programm einen Beitrag dazu leisten, dass Stuttgart eine Heimat für alle hier lebenden Menschen ist, bleibt und wird – frei von Diskriminierung und Rassismus.

Vom 11. bis 24. März 2019 fanden in Stuttgart unter dem Titel HEIMAT zum vierten Mal in Folge die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Mit einem groß angelegten Programm mit über 80 Veranstaltungen wurde ein deutliches Zeichen gegen Rassismus oder andere Formen von Ausgrenzung und für ein buntes, demokratisches Miteinander in unserer Stadt gesetzt. …

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