Die Sehnsucht nach dem Ende traditioneller Genderrollen ist groß. Damit lässt sich Politik machen: Eine starke linke Bewegung braucht mehr Queerness.
Ich habe seit Jahren keine heterosexuell lebende Frau mehr getroffen, die sich nicht wünschte, auf Frauen zu stehen. Keinen heterosexuell lebenden Mann, der sich nicht gern von seiner Partnerin penetrieren lassen würde. 2016 identifizierten sich 11,5 Prozent der 15- bis 29-Jährigen hierzulande laut einer „EuroPulse“-Umfrage als LGBT. Nicht heterosexuell, queer zu sein ist so en vogue wie der US-Schauspieler Ezra Miller in High Heels auf dem Cover des Playboys.
Das Einverständnis mit traditionellen Genderrollen zerbröckelt immer mehr, während das Versprechen der Heterosexualität immer weniger überzeugt. Denn mit Donald Trump, Jair Bolsonaro und Viktor Orbán verwirklichen alte weiße Männer ihre wahnhaften Vorstellungen von autoritärer Männlichkeit zum Leidwesen von Frauen, Queers, Armen und Schwarzen Personen.
Angesichts der politischen Weltordnung ist die Sehnsucht nach einem Ende der Geschlechterordnung überwältigend. Mit dieser queeren Sehnsucht lässt sich Politik machen: Sie ermöglicht, genau jene solidarische Allianzen zu bilden, von denen Linke träumen. Und genau das hat die zerfaserte deutsche Linke, die allzu oft Klassenkampf und queere Bewegung gegeneinander ausspielt, bitter nötig. …
Das MDR-Jugendradio Sputnik startet am Donnerstag den Podcast "Sputnik Pride". Moderator Kai Witvrouwen trifft alle zwei Wochen interessante Menschen aus der Szene.
Ab 18. April gibt es jeden zweiten Donnerstag den neuen LGBTI-Podcast "Sputnik Pride" auf sputnik.de. Moderator Kai Witvrouwen präsentiert das Format des MDR-Jugendradios und trifft interessante Menschen aus der Szene, darunter eine der bekanntesten Dragqueens Berlins oder den österreichischen Gründer des Fetish Magazins "Hart".
In rund 30 Minuten pro Folge kommen nicht nur Menschen aus der queeren Community, sondern auch Hörer des Podcasts zu Wort. "Uns ist vor allem wichtig, dass wir mit den Menschen da draußen reden, nicht nur über sie", sagt der Moderator. "Neben queerer Kultur kommen auch ganz grundsätzliche Fragen zur Sprache: Wie haben sich die Leute geoutet? Was verbinden sie für sich persönlich mit LQBTQI+? Wie erleben sie den Umgang mit verschiedenen sexuellen Orientierungen in anderen Ländern der Welt?"
Inhalte werden auch fürs Radio aufbereitet
Für Kai Witvrouwen, der selbst schwul ist, geht mit der Produktion von "Sputnik Pride" auch ein Traum in Erfüllung: "Einen Pride-Podcast gibt's in dieser Form noch nicht, und auch wenn wir in einem recht offenen Land leben, ist noch viel an Aufklärung und Information nötig. Und das können wir mit diesem Podcast sehr unterhaltsam voranbringen."
Von Kathrin Zinser und Isabelle Butschek 09. Januar 2019 - 17:56 Uhr Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July fordert Respekt im Umgang mit Homosexualität in der evangelischen Landeskirche. Das Thema hat viele Gläubige unter anderem im Herbst vergangenen Jahres beschäftigt, als sich ein Pfarrer in Schorndorf diskriminerend geäußert hatte.
Stuttgart - Diskriminierende Äußerungen eines Pfarrers gegenüber Homosexuellen haben im vergangenen Herbst heftige Diskussionen in der evangelischen Kirchengemeinde Schorndorf ausgelöst. Landesbischof Frank Otfried July spricht von einem mühsamen, aber notwendigen Weg, Verschiedenheit auszuhalten.
Herr July, die Vortragsreihe „Wenn Liebe anders ist“ hat in Schorndorf hohe Wellen geschlagen. Die Positionen zu Homosexualität und Kirche sind denkbar unterschiedlich – steht die Zerrissenheit dort für die Zerrissenheit in der Landeskirche bei diesem Thema?
In der württembergischen Landeskirche gibt es in dieser Frage aufgrund unterschiedlicher Lesarten der Bibel unterschiedliche Einschätzungen. Mir ist wichtig, dass diese Kirche dennoch konzentriert auf die Mitte bleibt – diese ist Christus selbst und die Offenbarung in ihm. Wir wollen versuchen, davon ausgehend zu respektieren, dass wir in der Frage der Interpretation der Schrift und der Wahrnehmung von Gleichgeschlechtlichkeit nicht eins sind, aber trotzdem respektvoll miteinander umgehen. Ich bin der Meinung, dass das keine Frage ist, die die Kirche spalten darf, sondern eine, bei der wir den ehren- aber auch hauptamtlich in der Kirche tätigen homosexuellen Mitarbeitenden Respekt entgegenbringen sollten.
Die württembergische ist eine von zwei Landeskirchen, in der es noch keine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gibt. Warum?
Es gibt auch in anderen Landeskirchen unterschiedliche Einschätzungen. Aber Württemberg hat die Besonderheit, dass die Wahl zur Synode direkt erfolgt – das gibt es in keiner anderen Kirche in Deutschland. Dadurch kommen die verschiedenen Strömungen und Überzeugungen hier in der Synode deutlicher zum Ausdruck als bei anderen und werden stärker öffentlich diskutiert. Sicherlich ist man auch in der Tradition des württembergischen Pietismus, der immer noch stark unsere Landeskirche mitprägt, in dieser Frage eher zurückhaltend. Von einigen Ausnahmen abgesehen begegnen viele Pietisten Homosexuellen respektvoll. Die Segnung stellt für sie aber eine neue Normierung dar, die ihnen widerstrebt. Aber wir sind weiter im Gespräch und ich will, dass die württembergische Landeskirche zu einer Lösung kommt. …
Von Caroline Holowiecki 27. Januar 2019 - 18:45 Uhr Jethro Escobar Ventura ist Sprecher der schwulen Jugendgruppe Königskinder, die einmal wöchentlich in der Weißenburg tagt. Der Stuttgarter weiß: Homophobie, ob latent oder offen ausgesprochen, macht vielen das Leben schwer.
Stuttgart - „Schämt ihr euch nicht?“ Monate ist es her, dass Jethro Escobar Ventura aus einer Gruppe Jugendlicher heraus dieser Satz entgegengeschleudert wird, aber er klingt bis heute nach. Eigentlich ist es ein toller Tag mit Freunden, die auf dem Rasen auf dem Schlossplatz sitzen und den Sommer genießen. Vor einem nahen Café schlägt die Stimmung um, das Schubsen beginnt. Jethro Escobar Ventura hat die Hand eines Freundes gehalten. Das hat ihn zur Zielscheibe verbaler und körperlicher Attacken gemacht – mitten in Stuttgart.
Jethro Escobar Ventura ist zierlich. Er lacht viel, hält sich dabei eine Hand vor den Mund und zieht die Nase kraus. Manchen ist das zu unmännlich. Zu schwul. „Man kriegt Blicke, vor allem abends. Da kann es sein, dass einer was ruft“, sagt er. Dass seine sexuelle Orientierung, seine androgyne Figur und seine extrovertierte Kleidung andere interessieren, bisweilen reizen, hat er schon früh erfahren. „Du riskierst ein blaues Auge“, stellt er fest. Seit der Pubertät ist ihm klar, dass er auf Männer steht. Als Kind spielt der Bad Cannstatter mit Barbies und probiert gern Kleider an. Statt auf den Bolzplatz zieht es ihn mit neun zum Tanzverein Casino Club Cannstatt. Bis heute trainiert er Standard und Latein auf Turnierniveau. Als er sich mit 17 vor der Mutter outet, ist die konsterniert. Heute weiß er, dass sie Zeit gebraucht und sich insgeheim mit seiner Mitbewohnerin ausgetauscht hat. Das erste gemeinsame Essen mit dem Ex-Freund löst Blockaden. Der Vater, ein gläubiger Mann aus El Salvador, macht erst vor Monaten einen versöhnlichen Vorstoß. „Du bist etwas Besonderes. Pass auf dich auf“, sagt er zu seinem 21-jährigen Sohn. …
Kulturzeit" am 10.04.2019: Lesbian, Gay, Bisexuell, Transgender, Queer - was sollen Bücher leisten, die jungen Menschen helfen wollen, sich selbst oder andere zu verstehen? Wir stellen einige davon vor.
Kulturzeit" am 10.04.2019: Das andere Geschlecht": Seit dem 1. Januar 2019 gilt in Deutschland das neue Personenstandsgesetz, das neben Mann und Frau eine "3. Option" vorsieht. Wir widmen uns dem Thema.
Das Jahr 2019 steht weltweit ebenso wie in Baden-Württemberg unter einem ganz besonderen Jubiläum, da sich der Christopher Street Day zum 50. Mal jährt. Dieses Jubiläum wird gefeiert, gleichzeitig wird an den bisherigen Einsatz für „gleiche Rechte“ erinnert und es wird dafür geworben, auch heute für eine offene und tolerante Gesellschaft einzustehen.
Für Baden-Württemberg ist dies ein guter Anlass, ein deutliches und klares Zeichen zu setzen gegen jede Art von Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen – kurz LSBTTIQ.
Mit dem Aktionsjahr 2019 „Für Akzeptanz & gleiche Rechte“ wollen wir gemeinsam mit Verbänden, Institutionen und der Community die Sichtbarkeit von Vielfalt fördern, Präsenz zeigen, Vorbild sein und das Thema in die Öffentlichkeit tragen.
Dazu wurde ein eigenes Logo entwickelt, das als Dachmarke und Plattform für landesweit geplante ebenso wie regional und lokal verankerte Aktivitäten dienen soll. Eine Übersicht mit allen Aktivitäten in Baden-Württemberg steht rechts zum Download bereit.
Wenn Sie sich am Aktionsjahr beteiligen wollen, können Sie das rechts zum Download bereitgestellte Formular ausgefüllt an das Ministerium senden. Eine Übersicht mit allen Aktivitäten in Baden-Württemberg wird Anfang 2019 hier veröffentlicht.
Auswahl der Maßnahmen seitens des Ministeriums für Soziales und Integration:
CSD-Empfang der Landesregierung: Gefeiert werden neben dem 50-jährigen CSD-Jubiläum auch das 25-jähriges Bestehen von VelsPol e. V., dem Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter.
Werbematerialien wie Plakate oder Postkarten stehen zur Verfügung.
Über das Jahr hinweg wird es mehrere regionale „Akzeptanzveranstaltungen“ in Kooperation mit Kommunen und der Community geben.
Das Statistische Landesamt erstellt einen Gesellschaftsreport zum Modellprojekt psychosoziale Beratung von und für LSBTTIQ-Menschen.