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Stuttgarter Zeitung vom 09.01.2019: Landesbischof über Kirche und Homosexualität: „Ich will, dass es zu einer Lösung kommt“

Von Kathrin Zinser und Isabelle Butschek 09. Januar 2019 - 17:56 Uhr
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July fordert Respekt im Umgang mit Homosexualität in der evangelischen Landeskirche. Das Thema hat viele Gläubige unter anderem im Herbst vergangenen Jahres beschäftigt, als sich ein Pfarrer in Schorndorf diskriminerend geäußert hatte.

Stuttgart - Diskriminierende Äußerungen eines Pfarrers gegenüber Homosexuellen haben im vergangenen Herbst heftige Diskussionen in der evangelischen Kirchengemeinde Schorndorf ausgelöst. Landesbischof Frank Otfried July spricht von einem mühsamen, aber notwendigen Weg, Verschiedenheit auszuhalten.

Herr July, die Vortragsreihe „Wenn Liebe anders ist“ hat in Schorndorf hohe Wellen geschlagen. Die Positionen zu Homosexualität und Kirche sind denkbar unterschiedlich – steht die Zerrissenheit dort für die Zerrissenheit in der Landeskirche bei diesem Thema?
In der württembergischen Landeskirche gibt es in dieser Frage aufgrund unterschiedlicher Lesarten der Bibel unterschiedliche Einschätzungen. Mir ist wichtig, dass diese Kirche dennoch konzentriert auf die Mitte bleibt – diese ist Christus selbst und die Offenbarung in ihm. Wir wollen versuchen, davon ausgehend zu respektieren, dass wir in der Frage der Interpretation der Schrift und der Wahrnehmung von Gleichgeschlechtlichkeit nicht eins sind, aber trotzdem respektvoll miteinander umgehen. Ich bin der Meinung, dass das keine Frage ist, die die Kirche spalten darf, sondern eine, bei der wir den ehren- aber auch hauptamtlich in der Kirche tätigen homosexuellen Mitarbeitenden Respekt entgegenbringen sollten.

Die württembergische ist eine von zwei Landeskirchen, in der es noch keine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gibt. Warum?
Es gibt auch in anderen Landeskirchen unterschiedliche Einschätzungen. Aber Württemberg hat die Besonderheit, dass die Wahl zur Synode direkt erfolgt – das gibt es in keiner anderen Kirche in Deutschland. Dadurch kommen die verschiedenen Strömungen und Überzeugungen hier in der Synode deutlicher zum Ausdruck als bei anderen und werden stärker öffentlich diskutiert. Sicherlich ist man auch in der Tradition des württembergischen Pietismus, der immer noch stark unsere Landeskirche mitprägt, in dieser Frage eher zurückhaltend. Von einigen Ausnahmen abgesehen begegnen viele Pietisten Homosexuellen respektvoll. Die Segnung stellt für sie aber eine neue Normierung dar, die ihnen widerstrebt. Aber wir sind weiter im Gespräch und ich will, dass die württembergische Landeskirche zu einer Lösung kommt. …

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Stuttgarter Zeitung vom 27.01.2019: Homosexualität in Stuttgart: Zur Akzeptanz ist es noch ein weiter Weg

Von Caroline Holowiecki 27. Januar 2019 - 18:45 Uhr
Jethro Escobar Ventura ist Sprecher der schwulen Jugendgruppe Königskinder, die einmal wöchentlich in der Weißenburg tagt. Der Stuttgarter weiß: Homophobie, ob latent oder offen ausgesprochen, macht vielen das Leben schwer.

Stuttgart - „Schämt ihr euch nicht?“ Monate ist es her, dass Jethro Escobar Ventura aus einer Gruppe Jugendlicher heraus dieser Satz entgegengeschleudert wird, aber er klingt bis heute nach. Eigentlich ist es ein toller Tag mit Freunden, die auf dem Rasen auf dem Schlossplatz sitzen und den Sommer genießen. Vor einem nahen Café schlägt die Stimmung um, das Schubsen beginnt. Jethro Escobar Ventura hat die Hand eines Freundes gehalten. Das hat ihn zur Zielscheibe verbaler und körperlicher Attacken gemacht – mitten in Stuttgart.

Jethro Escobar Ventura ist zierlich. Er lacht viel, hält sich dabei eine Hand vor den Mund und zieht die Nase kraus. Manchen ist das zu unmännlich. Zu schwul. „Man kriegt Blicke, vor allem abends. Da kann es sein, dass einer was ruft“, sagt er. Dass seine sexuelle Orientierung, seine androgyne Figur und seine extrovertierte Kleidung andere interessieren, bisweilen reizen, hat er schon früh erfahren. „Du riskierst ein blaues Auge“, stellt er fest. Seit der Pubertät ist ihm klar, dass er auf Männer steht. Als Kind spielt der Bad Cannstatter mit Barbies und probiert gern Kleider an. Statt auf den Bolzplatz zieht es ihn mit neun zum Tanzverein Casino Club Cannstatt. Bis heute trainiert er Standard und Latein auf Turnierniveau. Als er sich mit 17 vor der Mutter outet, ist die konsterniert. Heute weiß er, dass sie Zeit gebraucht und sich insgeheim mit seiner Mitbewohnerin ausgetauscht hat. Das erste gemeinsame Essen mit dem Ex-Freund löst Blockaden. Der Vater, ein gläubiger Mann aus El Salvador, macht erst vor Monaten einen versöhnlichen Vorstoß. „Du bist etwas Besonderes. Pass auf dich auf“, sagt er zu seinem 21-jährigen Sohn. …

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Lesbian, Gay, Bisexuell, Transgender, Queer - was sollen Bücher leisten, die jungen Menschen helfen wollen, sich selbst oder andere zu verstehen? Wir stellen einige davon vor.

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Das andere Geschlecht": Seit dem 1. Januar 2019 gilt in Deutschland das neue Personenstandsgesetz, das neben Mann und Frau eine "3. Option" vorsieht. Wir widmen uns dem Thema.

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